Kacheleffekt adé!
Qucumber.at ist bei seinen Bemühungen, die Denk- und Herangehensweise von 3D-Artists beim Thema Materialerstellung in Cinema 4D auf den Kopf zu stellen, einen grossen Schritt vorangekommen. Q-Tile-Pro heisst das unscheinbare Tool, und was es kann, ist beeindruckend.
Beim Texturieren grosser Flächen ist man als 3D-Artist immer mit dem Problem konfrontiert, dass selbst die besten Bildvorlagen zu Wiederholungen und Kachelbildung neigen. Das menschliche Auge reagiert auf solche Phänomene höchst sensibel und nimmt entsprechende Flächen instinktiv als „unnatürlich“ wahr. Der Betrachter neigt daher erst einmal dazu, solche Elemente als störend bzw. künstlich zu empfinden. Zwar liessen sich Musterbildungen über Umwege in Cinema 4D (etwa über das UVW Manager-tag) auch bisher schon vermeiden. Doch war dies mit einem erheblichen Aufwand und einer Qualitätsminderung bei den betreffenden Texturen verbunden.
Q-Tile-Pro
Qucumbers neues Tool-Paket Q-Tile-Pro für C4D sorgt nun dafür, dass Wiederholungen und Kachelbildung bei der Texturierung grosser Flächen der Vergangenheit angehören. Hierfür kommen zwei Werkzeuge zum Einsatz: einmal der Shader-Generator Q-Tile-Pro für die zufallsbasierte Fortsetzung komplexer Muster und Strukturen zum anderen das Plugin Softpatch, das bei flächigen Texturen (ohne Muster/Struktur) eingesetzt wird.
In Q-Tile-Pro kann man beliebige Muster und Strukturen durch prozedurale Vektorpfade zeichnen und anschliessend die Muster zufallsbasiert oder nach bestimmten Definitionen mit Texturen befüllen. Im Falle eines Holzparketts erstellt man das Verlegeschema des Parketts mittels der Vektoren/Splines und legt dann graue oder farbige Flächen über einzelne Leisten, um Farbänderungen und Unregelmässigkeiten zu integrieren. Dank dieses simplen aber sehr effektiven Ablaufs ist es z.B. möglich, mit nur einer einzigen Holztextur einen kompletten Parkett-Shader zu entwickeln, bei dem jede Parkettleiste eine andere Farbnuance, Helligkeit, Spiegelung oder Oberflächenstruktur aufweist.
Eine besondere Stärke von Q-Tile-Pro sind die Randomizer-Kontrollen, durch die zufällige Berechnung und Fortsetzung des Musters gesteuert werden kann. Dank dieser Funktion wird das in Q-Tile-Pro gezeichnete Muster (z.B. eine Lamellenfassade, ein Steinpflaster oder ein Parkett) nicht einfach nur nach allen Seiten mit derselben Basis-Textur gekachelt, um eine grössere Fläche zu füllen als der gezeichnete Ausschnitt eigentlich darstellt. Stattdessen werden die Flächen bzw. Texturfüllungen, die über den Ausschnitt hinausgehen per Zufallssteuerung neu berechnet. Egal wie gross die zu texturierende Fläche ist – eine Wiederholung ist dadurch ausgeschlossen.
Q-Tile-Pro bietet eine Vielzahl weiterer nützlicher features, die auf der Herstellerseite aufgelistet werden.
SoftPatch
Soll eine Fläche nicht mit einer komplexen Struktur gefüllt werden, sondern z.B. eine Oberfläche mit Grastextur belegt werden, kommt SoftPatch zum Einsatz. Dieses nützliche Werkzeug wird im jeweiligen Texturkanal wie ein Shader hinzugeladen. Im Eigenschaftsfenster von SoftPatch lässt sich dann eine beliebige Textur oder wiederum neue Shader laden und zu beliebig komplexen Materialien kombinieren. SoftPatch zerlegt im Hintergrund die geladene Textur in zahlreiche kleinere Fragmente und setzt diese Fragmente zufällig zu einer neuen Textur zusammen. Die für den Kacheleffekt verantwortlichen Wiederholungen von Oberflächenmustern wird dadurch umgangen. Sowohl Farbton als auch „look“ der Textur bleiben trotzdem erhalten.
Prädestiniert ist dieses Vorgehen für Verputz-, Beton-, Sand-, Erd- oder Grasflächen.
Die Nutzung beider Tools ist dank der einführenden Erklärvideos von Stefan Laub schnell gelernt und bald findet man sich selbst beim hemmungslosen Experimentieren und Ausprobieren wieder.
Fazit: Wenn man es hat, weiss man nicht, wie man vorher ohne arbeiten konnte – typisch für die Qucumber.at-Produkte. Man darf gespannt sein, was in Zukunft noch aus Wien kommt!